19.06.2020

Intels 10. Prozessorgeneration - Wenig Neues

Kleine Verbesserungen bei Intels 10. Generation

Mit der 10. Prozessorgeneration "Comet Lake" will Intel den AMD Prozessoren Paroli bieten. Dafür hat Intel die Anzahl der maximalen Cores auf 10 erweitert und mit bis zu 5,3 GHz Takt will Intel die beste Single Core Leistung erreichen. Damit das klappt, dreht Intel am Turbo-Boost und an der Leistungsaufnahme.  

Zudem erhalten alle Comet-Lake-Prozessoren der Core i3, i5, i7 und i9 Serien Hyper-Threading, das heisst eine Verdoppelung mit virtuellen Cores. Damit will Intel vor allem bei Multithreading-Anwendungen den Rückstand auf die vielkernigen AMD Ryzen 3000 Prozessoren wettmachen. 

Die zehnte Core-i-Generation bringt ausserdem den neuen Sockel LGA1200, der nun Intel-Chips für Wi-Fi 6 und 2,5-GBit/s-Ethernet anbinden kann. Die Mainboards mit Z490 Chipset haben in der Regel einen integrierten 2,5 GBit/s Anschluss. Trotz aktualisierter Plattform gibt es keine weiteren Neuerungen, insbesondere fehlt bei Intel der schnelle PCI Express 4 Standard, der bei AMD schon länger im Einsatz ist.

Da sich an der Architektur der Rechenwerke und am 14-Nanometer-Fertigungsprozess bei den Core i-10000 Prozessoren nichts geändert hat, bleibt Intel als einzige Stellschraube für die Performance die Taktfrequenz. Diese erhöht Intel unter anderem über zwei neue Turbo-Funktionen. 

Performance wird mit Leistungsaufnahme erkauft

Leistung ist die eine Seite der Medaille, doch wie sieht es mit der Effizienz aus? 

Um mehr Performance herauszuholen, hat Intel die Leistungsaufnahme deutlich erhöht: Bei Dauerlast dürfen die übertaktbaren K-Prozessoren nun 125 Watt statt 95 Watt verbraten. Bei den schnellsten LGA1200-Prozessoren ist eine leistungsstarke Kühlung Pflicht. Sonst greifen Schutzschaltungen, die die CPU drosseln oder das gesamte System notabschalten.   

Bei CPU-Volllast reizt der Core i9-10900K sein Power Limit von 250 Watt fast vollständig aus (245 Watt). Im Cinebench R20 schluckt ein Gesamtsystem 295 Watt. Die Ryzen 9 Prozessoren benötigten dabei 70 bis 80 Watt weniger und rechnen dennoch schneller.

Intel Comet Lake

AMD ist noch immer führend

Intel hat mit den neuen Turbomodi und dem hohen Power-Budget alles in die Waagschale geworfen, doch an den Ryzen 3000 kommt der Core i9-10900K nicht vorbei. Sowohl bei der Single- als auch Multithreading-Wertung des Rendering-Benchmarks liegt der Ryzen 9 3950X vorne. Vor allem ersteres überrascht, denn die Intel-CPU läuft mit bis zu 600 MHz höherem Takt als der AMD-Prozessor, wenn nur ein Kern arbeitet.

Gegen den direkten Konkurrenten Ryzen 9 3900X muss sich der Core i9-10900K bei allen Multithreading-Anwendungen klar geschlagen geben, weil dieser zwei Kerne mehr hat. Da hilft es auch nicht, dass Intel das Turbofenster mit 56 Sekunden so weit ausgedehnt hat, dass ein Cinebench-Durchlauf mit 45 Sekunden komplett hineinpasst.

Benchmark Prozessoren

Für welche Anwendungen passt Intels 10. Generation?

Intel presst aus dem 14-Nanometer-Prozess und der fünf Jahre alten Skylake-Architektur das allerletzte Quäntchen Leistung heraus und kann nur mit hohen Taktraten, die mit einer enormen Leistungsaufnahme erkauft werden, überzeugen. AMD ist mit der neueren Technologie schon lange davongezogen. 

Als letzte Paradedisziplinen bleibt Intel das Gaming. Mit dem Topmodell Core i9-10900K will Intel den nach eigener Aussage „weltschnellsten Gaming-Prozessor“ gebaut haben. Bei Shadow of the Tomb Raider in Full-HD-Auflösung liefert der neue Zehnkerner zusammen mit einer GeForce RTX 2080 Ti 10 Prozent mehr Bilder pro Sekunde als der Vorgänger Core i9-9900K. Der Vorsprung auf die Ryzen 3000 beträgt 15 bis 25 Prozent. Bei höheren Auflösungen nivelliert sich der Unterschied aber, weil dann die Grafikkarte der limitierende Faktor ist.    

Die hohen Taktraten sind aber nicht nur für Games ein Plus, sondern auch für Single-Core lastige CAD Anwendungen. Insbesondere bei klassischen CAD Anwendungen wie AutoCAD, Siemens NX, Solidworks wird mit einem Intel i7-10700K oder i9-10900K Prozessor eine gute Leistung erreicht, allerdings geht mit der hohen Performance mit einer sehr hohe Leistungsaufnahme und eine anspruchsvolle Kühlung einher.

Intels Core i9 Spitzenmodell kann sich lediglich bei PC-Spielen und älteren Office-Anwendungen gegen AMDs Ryzen 3000 behaupten. In fast allen anderen Bereichen wie der Multithreading-Performance und der Effizienz ist AMD vorbeigezogen. AMD bleibt klar unsere Kaufempfehlung!

Über den/die Autor(in)

A photo of Annette Maegerle

Annette Mägerle / Geschäftsführung brentford ag

Nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums in St. Gallen hat sich Annette Mägerle für eine internationale Herausforderung entschieden und war für mehrere Jahre in der ganzen Welt unterwegs. Mit einem anschliessenden Einstieg in die Unternehmensberatung im Bereich E-Business führte der weitere Berufsweg in die IT.

Nach langjähriger Tätigkeit in IT Grossunternehmen hat Annette Mägerle vor 10 Jahren die Leitung des Schweizer PC Assemblierers brentford ag übernommen. In dieser Funktion gestaltet Annette Mägerle das Angebot von brentford und entwickelt die PC Systeme. Die neuesten PC Technologien werden laufend beobachtet, getestet und in brentford Systemen implementiert. Die Erfahrungen im Bereich Computertechnologie sind entsprechend umfassend. Aber nicht nur. Durch die enge Zusammenarbeit mit den verschiedensten Software Anwendern sind auch die Funktionsweisen unterschiedlicher Anwendungen gut bekannt.

Durch den regelmässigen Austausch mit Kunden und oft ausführlichen Beratungen kennt Annette Mägerle die Anforderungen, die sich in der Praxis an die IT Hardware stellen.