28.10.2022

Intel oder AMD - eine schwierige Entscheidung!

Gut für den Anwender: Intel und AMD liefern sich bei den Desktop Prozessoren ein Kopf an Kopf Rennen. Kurz nachdem AMD die Ryzen 7000er Prozessor Serie gelauncht hat, gibt es von Intel die 13. Prozessorgeneration. Beide Hersteller haben die Leistungswerte extrem verbessert. So stellt sich bei einer Beschaffung nun die grosse Frage:

Intel oder AMD?

Die einfache Antwort lautet: ob ein Rechner mit aktuellem Intel oder AMD Prozessor läuft, hat auf den Rechenprozess und die Performance keinen grossen Einfluss. Der Unterschied liegt in den Details, vor allem in der Effizienz.

Spezifikation Intel versus AMD

Während aktuelle Intel Prozessoren auf "alter" 10 Nanometer Fertigung basiseren, sind AMD Prozessoren mit moderner 5 Nanometer Fertigung hergestellt. Zudem haben Intel und AMD Prozessoren eine völlig unterschiedliche Architektur. 

Auf dem Papier scheint Intel einen grossen Vorsprung zu haben: mehr Cores und höhere Taktraten. So hat beispielsweise der Intel Core i9 13900K Prozessor 24 Cores und eine Taktrate von bis zu 5.8 GHz während der AMD Ryzen 9 7950X "nur" 16 Cores Rechenleistung und bis 5.7 GHz Taktrate hat. Doch dieser Vergleich hinkt. Wie bei der vorherigen Generation kombiniert Intel leistungsfähige (P) Cores und effiziente (E) Cores. Die E-Cores sind nicht annähernd so leistungsstark und unterstützen kein Hyperthreading, deshalb rechnen beide Prozessoren, Intel i9 13900K und AMD Ryzen 9 7950X, mit 32 Threads.

Die andere erwähnenswerte Spezifikation ist der Cache. Intel erhöht seinen Cache, wahrscheinlich als Reaktion auf die Gaming-Fähigkeiten von AMDs 3D-V-Cache-Technologie, und es gibt insgesamt 68 MB, verteilt auf L2 und L3 Cache. AMD hat hier jedoch immer noch einen leichten Vorsprung, da der Ryzen 9 7950X mit insgesamt 80 MB Cache ausgestattet ist. AMD konzentriert diesen Cache mehr auf L3.

Mit den Ryzen 7000er Prozessoren hat AMD einige Neuerungen implemeniert: AM5-Sockel, das heisst es braucht neue Mainboards, und es wird ausschliesslich neuer DDR5-Speicher unterstützt. Im Gegensatz dazu laufen Intel Prozessoren der 13. Generation mit Mainboards mit bisherigen und neuen Chipsets, zudem wird günstigerer DDR4 sowie schnellerer DDR5 Arbeitsspeicher unterstützt.

Die technischen Daten lassen sich endlos vergleichen. Die einzige Spezifikation, die eins zu eins vergleichbar ist, ist die Leistungsaufnahme.

Bei Leistungsaufnahme und Effizienz punktet AMD

Wir haben bereits darüber berichtet: sowohl bei aktuellen AMD Prozessoren wie auch bei den neuen Intel CPUs hat die starke Leistung ihren Preis: hoher Stromverbrauch und extreme Temperaturen. Der gegenseitige Wettbewerb hat Intel und AMD dazu angetrieben die Prozessoren auf Höchstleistung zu trimmen. Die Prozessoren beider Hersteller werden automatisch bis ans thermische Limit übertaktet ohne dass der Anwender darüber informiert wird.

Intel spezifiziert die Leistungsaufnahme des Intel Core i9 13900K mit einem maximalen Wert von 253 Watt, doch bei unseren Tests haben wir über 300 Watt gemessen, dies bei Temperaturen von bis zu 100 Grad (mit Noctua Luftkühlung). Etwas besser sieht es beim AMD Ryzen 9 7950X Prozessor aus, der mit 170 Watt spezifiziert ist. Unsere Messung unter Volllast mit identischer Luftkühlung hat 229 Watt und 95 Grad ergeben.

Bei einem Prozessor steigen bei zusätzlicher Leistung sowohl die Leistungsaufnahme wie auch die Temperatur exponentiell an. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass bei einer manuellen Limitation der automatischen Übertaktung bei kleinem Leistungsverlust die Nachteilte, also Stromverbrauch und Temperatur, wesentlich gesenkt werden können.

Die nachfolgenden Tabellen zeigen dieses Verhalten am Beispiel des Intel Core i9 13900K und AMD Ryzen 9 7950X Prozessors. Bei unseren Tests haben wir diese Prozessoren limitiert und unterschiedliche Werte der Leistungsaufnahme verglichen.

Performance gemessen mit Cinebench bei geregeltem Prozessor / limitierter Leistungsaufnahme:



Leistungsaufnahme und Temperatur der geregelten Prozessoren


Orange = Standardwerte des Prozessors ohne Optimierung
Blau = brentford Standardwerte nach Optimierung
Grün = brentford Energiespareinstellungen nach Optimierung

Diese Testreslutate zeigen, dass der Stromverbrauch und die Temperaturen deutlich reduziert werden können bei gleichzeitig geringen oder gar keinen Leistungseinbussen der Multi-Core Performance. Die für viele Anwendungen wichtige Single Core Taktrate bleibt immer gleich, auch wenn der Prozessor geregelt wird. Bei vielen Berechnungen wird deshalb eine Limitation des Prozessors wenig spürbar sein, die tieferen Temperaturen sorgen hingegen für eine leisere Kühlung und weniger Verschleiss der Komponenten. Und auch die Stromeinparungen fallen ins Gewicht.

Deshalb optimieren wir bei brentford PCs und Workstations die Effizienz von Prozessoren, wobei optional ein Energiespar-Modus gewählt werden kann. Das gilt für alle Systeme neuen AMD und Intel Prozessoren. Detaillierte Informationen dazu sind in den Berichten über AMD bzw. Intel Prozessoren aufgeführt.

Tuning von AMD Prozessoren

Tuning von Intel Prozessoren

Bei dieser Optimierung der Prozessor-Effizienz kommt eine Tatsache deutlich zur Geltung: AMD Prozessoren haben bei vergleichbarer Leistung wesentlich geringere Temperaturen und einen kleineren Stromverbrauch als Intel Prozessoren. Die moderne 5 Nanometer Fertigungstechnologie von AMD ermöglicht eindrückliche Effizienzgewinne.

Bei der reinen Performance ist Intel knapp führend

Einen klaren Leistungs-Führer gibt es bei dem AMD - Intel Duell nicht. Die beiden Flagschiff Modelle Intel Core i9 13900K und AMD Ryzen 9 7950X liefern sich in den meisten Anwendungen einen Schlagabtausch. Intel behauptet einen kleinen Vorsprung bei Single- und Multi-Core Leistung gemessen mit Cinebench R23, doch es gibt auch einige Anwendungen, die mit einem AMD Prozessor schneller gerechnet werden.

Auch bei Spielen sind AMD und Intel oft gleichauf. Der Ryzen 9 7950X zeigt einen Vorsprung in Far Cry 6, aber der Core i9 13900K zeigt einen ähnlichen Vorsprung in Forza Horizon 4. Da moderne Spiele wie Red Dead Redemption 2 und Cyberpunk 2077 grafisch sehr anspruchsvoll sind, gibt es bei vielen Titeln keinen Unterschied zwischen den beiden CPUs da die Grafikkarte der entscheidende Faktor ist.

Preisunterschied zu Gunsten von Intel

Mit der 13. Prozessorgeneration bleibt Intel bei der gleichen Preisgestaltung wie bei den bisherigen Prozessoren, wobei das stärkste Modell Core i9 13900K für rund CHF 670 zu kaufen ist. Damit ist der Intel Prozessor günstiger als der vergleichbare AMD Ryzen 9 7950X mit einem Preis von CHF 770. Ausserdem unterstützten die neuen Intel Prozessoren Mainboards der letzten Generation und günstigeren DDR4 Arbeitsspeicher. 

Es bleibt abzuwarten wie sich die Preise entwickeln und ob AMD den Preisvorsprung aufgibt.

Fazit

Der Vergleich aktueller Intel und AMD Prozessoren lässt sich kurz zusammenfassen:

Intel gewinnt bei den Kriterien Preis und Performance mit kleinem Vorsprung, AMD ist eindeutiger Sieger bei einer Effizienz-Betrachtung.

Bei vielen Anwendungen wird die effektive Rechenzeit vergleichbar oder um wenige Prozent unterschiedlich sein, egal ob ein Intel oder AMD Prozessor eingesetzt ist. Deshalb entscheiden andere Faktoren wie Preis oder Effizienz bzw. Stromverbrauch den Kaufentscheid.

Über den/die Autor(in)

A photo of Annette Maegerle

Annette Mägerle / Geschäftsführung brentford ag

Nach Abschluss des Betriebswirtschaftsstudiums in St. Gallen hat sich Annette Mägerle für eine internationale Herausforderung entschieden und war für mehrere Jahre in der ganzen Welt unterwegs. Mit einem anschliessenden Einstieg in die Unternehmensberatung im Bereich E-Business führte der weitere Berufsweg in die IT.

Nach langjähriger Tätigkeit in IT Grossunternehmen hat Annette Mägerle vor 10 Jahren die Leitung des Schweizer PC Assemblierers brentford ag übernommen. In dieser Funktion gestaltet Annette Mägerle das Angebot von brentford und entwickelt die PC Systeme. Die neuesten PC Technologien werden laufend beobachtet, getestet und in brentford Systemen implementiert. Die Erfahrungen im Bereich Computertechnologie sind entsprechend umfassend. Aber nicht nur. Durch die enge Zusammenarbeit mit den verschiedensten Software Anwendern sind auch die Funktionsweisen unterschiedlicher Anwendungen gut bekannt.

Durch den regelmässigen Austausch mit Kunden und oft ausführlichen Beratungen kennt Annette Mägerle die Anforderungen, die sich in der Praxis an die IT Hardware stellen.