Letztes Jahr wurde die neue Generation der AMD Ryzen Threadripper und Threadripper PRO Prozessoren vorgestellt. Diese basiert auf der extrem performanten Zen 4 Architektur, welche bereits bei den Desktop Prozessoren der AMD Ryzen 7000 Serie zum Einsatz kommt. Nebst den Prozessoren wurden auch Mainboards mit den neuen TRX50 sowie WRX90 Chipsätzen vorgestellt. Ende November 2023 war es dann soweit und die Prozessoren gingen offiziell in den Verkauf. Wie bei jedem Tech-Launch der letzten Jahre musste man sich allerdings noch etwas gedulden, bis die Prozessoren in grösseren Massen verfügbar waren. Gespannt haben auch wir hier bei brentford darauf gewartet, denn das Flaggschiff soll mit 96 Kernen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.
Über Spezifikationen von Prozessoren und Chipsets haben wir bereits in einem Blogbeitrag berichtet.
Leistungsrekord AMD Threadripper 7000
Natürlich wollte ich wissen, was diese CPUs nun wirklich können und deshalb habe ich sie ausgiebig getestet.
Testaufbau
Fürs Testing habe ich mir eine Workstation zusammengebaut, welche aus folgenden Komponenten besteht:
- Mainboard: Asus Pro WS TRX50 Sage Wifi
- Arbeitsspeicher: 256GB (4x64GB) DDR5-5600MHz ECC
- SSD: 2 TB Kingston KC 3000
- Grafikkarte: PNY RTX 4090 Verto
- Gehäuse: Corsair 7000D Airflow
Aufgrund der hohen Leistungsaufnahme von bis zu 350W alleine vom Prozessor habe ich ein starkes 1200W Netzteil von beQuiet verwendet. Auch die Kühlung muss gewährleistet sein, weshalb ich für den Prozessor eine hochwertige All in One Wasserkühlung von AlphaCool eingesetzt habe. Dies hat ausserdem noch einen weiteren Grund, auf welchen ich noch zu sprechen komme.
Wie bei brentford üblich, machen wir die gängigen Workstation Benchmarks wie Cinebench R20 & R23, V-Ray und Blender, um die CPU Performance zu evaluieren. (Noch zu erwähnen ist, dass wir auch Cinebench 2024 getestet haben. Aufgrund fehlender Vergleichswerte mit anderen CPUs haben wir diese Tests in der Auswertung allerdings nicht beachtet.) Diese Benchmarks sind rein synthetisch und liefern daher konstante Resultate, welche gut mit anderen Prozessoren verglichen werden können. Natürlich gibt es aber auch hier gewisse Abweichungen zwischen einzelnen Benchmark Runs. Wir führen jeweils drei Runs aus und errechnen den Durchschnittswert.
Zuerst ein kurzer Kommentar zu den Resultaten vom V-Ray Benchmark. Hier scheint es so, als ob die Software mit so vielen Kernen ans Limit kommt. Der Performance-Zuwachs nimmt nicht wie erwartet zu, sondern stagniert. Aus diesem Grund werden die V-Ray Werte für die weitere Beurteilung der Prozessoren nicht gewichtet.
In diesem Test haben wir eine Auswahl der neuen Threadripper Prozessoren in unterschiedlichen Leistungsklassen geprüft. Alle 7000er Threadripper Prozessoren performen enorm gut. Man kann ganz klar den Fortschritt von Generation zu Generation sehen und am deutlichsten wird dies, wenn wir den bisherigen Spitzenreiter Threadripper PRO 5995 WX mit 64 Kernen mit dem neuen Threadripper 7970X mit 32 Kernen vergleichen. Der 7970X kommt mit seiner Performance bis auf etwa 10% an das vorherige Flaggschiff heran und das obwohl er nur die Hälfte der Kerne hat. Dies zeigt, wie stark sich der Fertigungsprozess bei AMD entwickelt hat und wie gut die Zen 4 Architektur wirklich ist. Natürlich kann man die zwei Prozessoren aber nicht 1:1 vergleichen, da der neuere 7970X weniger PCIe Lanes, zum Beispiel für den Anschluss von mehreren Grafikkarten, bietet und auch nur 4-Kanal RAM unterstützt. Wenn wir noch den 7980X mit 64 Kernen betrachten sehen wir, dass ein Performance Zuwachs von rund 40% bei gleichbleibender Anzahl Kerne gegenüber dem Vorgänger stattgefunden hat. Dies ist ein gewaltiger Schritt für nur eine Generation, welche gerade einmal zwei Jahre neuer ist als die Threadripper PRO 5000 Serie.
Die unangefochtene Krone holt sich aber natürlich das neue Flaggschiff mit 96 Kernen, der Threadripper PRO 7995 WX. Nochmals rund 15% Mehrleistung gegenüber dem aktuellen 64 Kerner und rund 60% gegenüber dem vorherigen Spitzenreiter. Die 15% wirken auf den ersten Blick nicht so beindruckend, da der 7995 WX nochmals 50% mehr Kerne hat, allerdings muss hier auch auf die Taktraten geachtet werden. Der Basistakt vom 96 Kerner liegt bei «nur» 2.5 GHz im Vergleich zu den 3.2 GHz Basistakt des 64 Kerner.
Hier kommt aber für mich als Tüftler der spannendste Teil. Die neuen Threadripper und Threadripper PRO Prozessoren können übertaktet werden. Der Hersteller AMD selbst weist darauf hin, dass eine Übertaktung möglich ist - gibt also quasi eine Einladung dazu.
Übertakten der 7000er Threadripper Prozessoren
Als Übertakten bezeichnet man das Betreiben von PC-Hardware, zum Beispiel Prozessoren, mit höheren Taktraten als vom Hersteller spezifiziert. Erreicht werden die höheren Taktraten durch Anheben der Kernspannung. Dazu muss sowohl eine ausreichende Kühlung aufgrund der grösseren Wärmeentwicklung wie auch ein genug starkes Netzteil infolge höherer Leistungsaufnahme gewährleistet sein. Aus diesem Grund habe ich mich für die All in One Wasserkühlung entschieden. Auch das 1200W Netzteil war ein Muss, wie sich später gezeigt hat.
Wie euch vielleicht aufgefallen ist, gibt es in den Tabellen rote Einträge. Dies sind die Resultate inklusive Übertaktung. Beim Threadripper 7970X mit 32 Kernen liegen mit Übertaktung nochmals rund 5-10% Mehrleistung drin, was ihn noch näher an den 64 Kerner der letzten Generation bringt.
Beim 96 Kerner hingegen sind die Unterschiede gewaltig. Mit Übertaktung werden rund 35% - 40% Mehrleistung erreicht in einem einzelnem Benchmark Run. Hier kommt aber auch das Problem: In einem einzelnen Run werden die Temperatur und Leistungslimits des CPUs nicht erreicht, da dieser so schnell fertig ist. Ausserdem erreicht die Leistungsaufnahme Spitzenwerte von über 700W beim 7995WX.
Wenn der Test länger laufen gelassen wird, pendelt sich die Temperatur bei rund 90 Grad ein und auch die Leistungsaufnahme sinkt auf etwa 500 bis 550 Watt, da die hohen Taktraten nicht unendlich lange gehalten werden können. Damit sinkt aber auch der Cinebench R23 Score nochmals und über längere Zeit pendelt sich der Wert bei rund 130’000 Punkten ein, was einem Plus von ca. 13% entspricht.
Grenzen und Limits einer Übertaktung
Wenn wir eine Übertaktung vornehmen, so ist das Ziel eine Leistungssteigerung zu erreichen, bei der die Alltags-Stabilität aber oberste Priorität hat. Jeder von uns übertaktete Prozessor wird nochmals durch unsere Stresstest laufen gelassen um sicherzustellen, dass alles einwandfrei funktioniert und das System stabil und ohne Abstürze läuft. Bei unseren Übertaktungen handelt es sich um moderate Anhebungen der Spannungen sowie Taktraten und wir versuchen nicht, das absolute Maximum an Performance für einen einzelnen High-Score Run herauszuholen.
Bereits in der Vergangenheit haben wir regelmässig Übertaktungen auch für professionelle Systeme vorgenommen (bis zur 9. Generation der Intel Core i Prozessoren). Ziel war dabei immer die Performance bei stabilem Betrieb zu steigern. Wir haben die Übertaktungen dann nicht mehr vorgenommen als die Hersteller AMD und Intel ihre Prozessore so konzipiert haben, dass bereits automatisch die Taktraten angehoben werden solange sich die Prozessoren innerhalb des Temperaturlimits befinden.
Es hat mich überrascht, dass die Übertaktung der Threadripper und Threadripper Pro Prozessoren doch einen messbaren Vorteil bringt. Mit unseren brentford Einstellungen bleiben auch bei einer Übertaktung die Temperatur und Spannungswerte im Rahmen der vom Hersteller vorgeschriebenen Limits. Wir speichern ausserdem sowohl ein Standard-Profil wie auch ein Übertaktungs-Profil im BIOS ab. So kann der Prozessor, je nach Bedarf, entweder im normalen Herstellerbetrieb oder im OC-Modus, welcher von brentford eingestellt ist, betrieben werden.
Fazit
AMD hat wieder einmal gezaubert. Die neuen Threadripper und Threadripper PRO Prozessoren bringen ein gewaltiges Leistungs-Plus gegenüber der vorhergehenden Generation. Mit der Möglichkeit der Übertaktung kann ausserdem nochmals mehr Performance herausgeholt werden. Insgesamt handelt es sich um eine gelungene Plattform mit viel Potential. Wer die maximale CPU-Rechenleistung benötigt, kommt nicht an den AMD Threadripper Prozessoren vorbei. Auch bei der Single Core Performance ist die neue Threadripper Generation deutlich stärker, rund 30% hat sich diese durchs Band gesteigert.
Ein weiteres riesiges Plus in meinen Augen ist die Alltagstabilität. Bei den Ryzen 7000 Desktop Prozessoren gibt es immer mal wieder Probleme beim Arbeitsspeicher, vor allem beim Einsatz von grossen (32GB und mehr) Speichermodulen mit hohen Taktraten. Meist muss dort die Taktrate etwas zurückgeschraubt werden, damit die PCs stabil und ohne Abstürze laufen. Bei der neuen Threadripper Plattform hingegen ist dies absolut kein Problem. Ohne Kopfzerbrechen konnte ich schon 512 GB DDR5 Arbeitsspeicher einbauen, welche mit 5600 MHz Taktfrequenz problemlos und stabil liefen. Ich habe auch schon Berichte darüber gelesen, dass sogar noch höhere Taktraten möglich sind. Allerdings warten wir hier noch auf die entsprechenden Arbeitsspeicher Kits.
Die neuen Threadripper und Threadripper PRO Prozessoren können ab sofort bei brentford Workstations ausgewählt werden. Ausserdem bieten wir in Kombination mit der All in One Wasserkühlung auch eine Übertaktung des Prozessors an. Wie beschrieben kann bei einer Übertaktung von deutlich mehr Leistung profitiert werden und wenn die Übertaktung von uns vorgenommen wird, übernehmen wir die Garantieleistungen für das System. Ausserdem werden immer auch Bios Profile ohne Übertaktung gespeichert, so dass die Übertaktung jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Für Fragen zu diesem Thema sind wir gerne da.
brentford W144 AMD TRX50 Workstation
brentford W132 AMD WRX90 Workstation